4000 junge Bäume für Lienzer Schutzwald

 

Waldbauprojekt "Lienz 98" steht kurz vor dem Abschluss

 

Um die Schutzwirkung des steil abfallenden Waldes an der Ostflanke des hohen Kastens zu festigen und langfristig zu erhalten, wurde vor bald 10 Jahren das Waldbauprojekt "Lienz 98" von Bund und Kanton gutgeheissen. Die zur Verfügung gestellten Gelder von rund 1,1 Millionen Franken wurden gezielt und zukunftsorientiert eingesetzt.

Steile Wälder und felsige, exponierte Hänge prägen von Lienz und Plona aus das Bild zum Hohen Kasten. Flankiert vom Plumperenkopf im Norden und dem Lienzerspitz im Süden erstreckt sich auf rund 150 Hektaren (davon 91 Hektaren Wald) das Einzugsgebiet des Schindlerenbaches. Von den Wäldern wird eine nachhaltige Schutzfunktion erwartet, um die Gefahr für die Dörfer von herabdonnernden Wasser- und Gesteinsmassen zu minimieren. Infolge fehlender Nachhaltigkeit im Altersaufbau sowie einer ungenügenden, dem Standort entsprechenden Baumartenzusammensetzung war die Stabilität des Waldes jedoch in Frage gestellt.
Aufgrund dieser Tatsachen gab die Rhode Lienz als Besitzerin des Waldgebietes eine umfassende Vorstudie in Auftrag. Nach eingehender Prüfung derselben wurde das Waldbauprojekt "Lienz 98" Anfang des Jahres 1999 von der Regierung des Kantons St.Gallen und dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) gutgeheissen. Rund 1,14 Millionen Franken waren damit für waldbauliche Pflegeeingriffe, Massnahmen zum Schutze vor Wildschäden sowie technische Vorkehrungen gegen Schneegleiten und Steinschlag freigegeben.


Kein waldbauliches Idealziel angestrebt

Mit dem Projekt sollte nicht ein waldbauliches Idealziel angestrebt, sondern mit minimalen, wirksamen Pflegemassnahmen ausschliesslich eine Verminderung der Naturgefahren erreicht werden. Gemäss Gefahrensituation erfüllt der Wald zu zwei Dritteln eine besondere Schutzfunktion. Gezielt wurde deshalb in den letzten Jahren zur Sicherung der Bestandesstabilität die Verjüngung des Waldes eingeleitet. Insgesamt wurde auf 42 Hektaren Jungwaldpflege verrichtet und 6271 Kubikmeter Holz geschlagen. Der Holzschlag wurde zu 75 Prozent mit acht konventionellen Seilbahnen gerückt, 150 Kubikmeter mit dem Helikopter und der Rest mit dem Forsttraktor. Der Erfolg bei der Waldverjüngung hat sich schneller eingestellt als erwartet. Die Holzschläge fielen grösser aus als geplant und dadurch mehr Lichteinfall erreicht werden. Ein besonderes Augenmerk wurde auf wildgerechten Waldbau gelegt.

Projekt konnte ausgeweitet werden

Gemäss Rhodmeister Erwin Egeter sind die projektierten Arbeiten planmässig ausgeführt worden. "Ohne die finanzielle Unterstützung von Bund und Kanton wären diese zeitaufwändigen und kostenintensiven Eingriffe in den Waldbau nicht möglich gewesen", sagt er.

Aufgrund des guten Projektverlaufes mussten die haushälterisch und gezielt verwendeten finanziellen Mittel nicht vollständig ausgeschöpft werden. Diese positive Bilanz veranlasste die Verwaltung der Rhode Lienz vor Jahresfrist, ein Gesuch für die Erweiterung des Projektperimeters auf das nordöstlich angrenzende Waldgebiet einzureichen.
Diese wichtigen Schutzwaldflächen für das Dorf Plona entsprechen nicht dem erforderlichen Altersaufbau und weisen eine ungenügende Waldstruktur auf. Geplant wurden drei Seilschläge als Verjüngungszentren. Das Gesuch wurde Anfang Jahr von den zuständigen Stellen bei Bund und Kanton gutgeheissen.
Die Holzschlagarbeiten sind derzeit noch in vollem Gange. Der Seilschlag in der Alp Räbern wurde im Frühjahr ausgeführt. Alle geplanten Holzschlagarbeiten müssen noch vor Projektablauf fertiggestellt werden. Mit der Erweiterung des Projektperimeters ergeben sich keine Mehrkosten, es können aber zusätzlich wertvolle Massnahmen im Schutzwald oberhalb Plona ausgeführt werden.


Feierlicher Schlussakt

Im September wurden alle ins Projekt involvierten Personen zum feierlichen Schlussakt eingeladen. Bei einer Exkursion durch das Projektgebiet konnten sich die Vertreter von Bund, Kanton und Forst von der Umsetzung der Massnahmen überzeugen. "Das Projekt zeigt deutlich, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit von Forst und Jagd ist – regional und kantonal", sagte Kantonsoberförster Jürg Trümpler. Ebenso wichtig sei eine gute Verwaltung und kompetente Förster, damit ein so zeitintensives und kostenaufwändiges Projekt gelingen könne. Bereits vor 30 Jahren hatten der damalige Förster Albert Hasler und Alt-Rhodmeister Albin Heeb auf das Projekt hingearbeitet . Die Arbeit hat sich gelohnt, davon war auch Rolf Manser, Abteilungschef Wald im Bafu überzeugt und brachte Lob aus Bundesbern: "Die Finanzen sind sinnvoll eingesetzt worden und die Projektziele wurden erreicht."
Förster Sascha Kobler zeigte sich erfreut darüber, dass ihm bei der Umsetzung des Projektes freie Hand gelassen wurde: "Soviel Kompetenz zu erhalten, ist nicht selbstverständlich", sagte er.

Symbolische Wertschätzung

Damit der Tag bei allen Beteiligten lange in Erinnerung bleibt, hat die Rhode Lienz den Altstätter Bildhauer Markus Buschor beauftragt, ein besonderes Geschenk anzufertigen. "Ich durfte etwas schaffen, das Wertschätzung ausdrückt", so der Künstler. So hat er aus einem Lawinenzug im Bützel zwei Fichtenstämme ausgesucht und aus diesen insgesamt 17 Figuren herausgearbeitet. Bei der Blockhütte wurden die Figuren mit der Motorsäge getrennt und jeder Beteiligte durfte einen Teil des Stammes mit nach Hause nehmen. Die Symbolik, die die Arbeit ausdrücken wollte, war augenscheinlich: Jede Figur stützte die Nächste und stand damit für Zusammenarbeit. Dies soll auch Anstoss sein fürs Weitermachen.

Heidy Frei